Ich habe einen neuen Schwarm. Groß, schlank, schnieke. Er begegnet mir ständig - auf Fotos, Plakaten, Büchern - ja, sogar auf Streichholzschachteln. Was ich aber etwas despektierlich finde. Denn er ist blaublütig - kommt aus bestem Hause. Hohenzollern! Nur leider kam ich zu spät hierher nach Potsdam, um ihn leibhaftig zu erleben, denn der Gute ist tot. Seit fast 233 Jahren. Würde er noch leben, könnten wir am 24. Januar seinen Geburtstag feiern. In seinem sorgenfreien Potsdamer Domizil. In Sanssouci. Doch ob ich als Frau überhaupt zu seiner Sause eingeladen wäre?
Na, ich glaube, eher nicht ...
Die Rede ist, Sie haben es schon erraten, vom preußischen König Friedrich II. - aka Friedrich der Große bzw. der „Alte Fritz“. Zu seiner Zeit ein Universalheroe, der Kriege führen konnte, aber auch philosophisch und an der Querflöte großes Talent bewies. Der für das 18. Jahrhundert erstaunlich aufgeklärt wirkte und sich “als oberster Diener des Staats“ sah. Und der sarkastisch meinte, eine Krone sei nur ein Hut, in den es hineinregnet. Ein Monarch, in dessen Land jeder nach seiner Facon selig werden sollte - so lange er brav Kartoffeln anbaute:) Dazu gab er sogar Kartoffelbefehle - und machte die aus den Anden stammende Feldfrucht so auf preußischen Äckern heimisch.
Auf seinem eigenen königlich-preußischen Menü stand die Kartoffel allerdings nicht, fanden Historiker heraus. Und er tafelte zwar gern gut auf Sanssouci - und das in großer Runde - doch seine Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern saß nicht mit am Tisch. Wie auch, durfte sie doch Sanssouci nicht einmal betreten!
Tja, Friedrich II. hatte sie 1733 als junger Kronprinz auch nur widerwillig geheiratet. Man sagt, nur um seinem Vater, dem strengen Soldatenkönig, dem er schon als junger Mann „zu rebellisch und zu weibisch“ erschien, einen heirats-macht-politischen Gefallen zu erweisen. So lebte Friedrich als Kronprinz immerhin einige Jahre auf Schloss Rheinsberg mit der angetrauten Elisabeth Christine - irgendwie. Von der Muse küssen ließ er sich aber schon damals.
Als er dann die Kunde vom Tod des Vaters erhielt, erklärte er, „die Posse habe nun ein Ende“. Er schob die Gemahlin nach Berlin unter die Fuchtel seiner Mutter ab, ließ ihr 40.000 Taler Apanage pro Jahr zukommen und machte es sich in seinem Potsdamer Idyll Sanssouci „nach eigener Facon“ gemütlich. Dass der „Alte Fritz“ keinen Thronfolger hatte, ist da nur logisch.
Nicht einmal an Familienfesten der Hohenzollern durfte die Gemahlin teilnehmen.1770 durfte sie dann aber doch mal zum Gastmahl anlässlich des 50. Geburtstags von Friedrichs Schwester Ulrike. Da soll Friedrich der Große zu seinem Tischnachbarn mit Hinweis auf seine Frau gesagt haben: „Das ist meine alte Kuh, die Sie ja bereits kennen.“
Tja. Aber war da denn sonst nix, werden Sie nun vielleicht fragen. Wo man sich doch gerade in Berlin an jenes berühmte Statement eines einstigen Regierenden im Jahr 2001 erinnert: „Ich bin schwul - und das ist auch gut so". Nun ja, das war im Berlin der Neuzeit. Doch vor über 250 Jahren ...
… gab es da einen Kammerdiener namens Fredersdorf, der Friedrich bereits in Rheinsberg zur Hand ging und ihn mit seinem Flötenspiel bezauberte. Nachdem Friedrich 1740 den Thron bestiegen hatte, erhob er Fredersdorf flugs zum Geheimen Kämmerer und Schatzmeister, der auch kontrollierte, wer im Schloss Sanssouci Zugang zum König hatte. Frauen waren es im Allgemeinen nicht.
Generell wurde Fredersdorf zu einem sehr engen Vertrauten Friedrichs II., wie der Briefwechsel der beiden offenbart. In den Briefen zeigt sich auch, was sie von Frauen halten: Wenn es um das Engagement von Künstlerinnen geht, sprechen sowohl der Diener als auch der Preußenkönig von "Huren". Friedrichs Oberhofbaurat Heinrich Ludwig Manger bezeichnete das "Faktotum" Fredersdorf einst sogar als "Kammerliebling des Königs".
Fredersdorfs Schlafzimmer im Potsdamer Schloss Sanssouci ist übrigens noch heute zu sehen. Es befindet sich direkt neben dem Friedrichs des Großen ...
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